„Der See ist niemals langweilig"

Die Eckdaten sind hinlänglich bekannt: Prinz Leopold von Bayern ist der Ur-Ur-Ur-Enkel von Ludwig I., der Ur-Ur-Neffe von Ludwig II., war und ist leidenschaftlicher Rennfahrer, hat mit gleicher Leidenschaft zahlreiche Schirmherrschaften inne, feierte im Juni 70sten Geburtstag und wohnt seit 25 Jahren mit seiner Familie am Starnberger See. Warum lebt jemand wie er, dem die Welt offen steht, genau hier?

Poldi von Bayern: „Ich war gerne ein Stadtmensch. Das waren wilde, spannende Jahre in München. Aber in meiner Zeit als Werksfahrer für BMW bin ich jährlich so viele Rennen gefahren – da braucht man einen Ruhepol zum Ausgleich. Und spätestens wenn man eine Familie gründet, bekommt anderes Wichtigkeit. Die Sehnsucht, an die Wurzeln zurückzugehen, wächst. Außerdem haben wir uns gleich in dies Fleckerl – mit See und Bergen – verliebt.

Seeleben: Spielt da auch die Nähe zu Ludwig II. eine Rolle?

Poldi von Bayern: Ja sicher! Mit seinem visionären Geist hat er Bayern sehr geprägt und bleibende Werte hinterlassen. Neuschwanstein, Schloss Linderhof und Herrenchiemsee sind ungewöhnliche Bauwerke mit großer Anziehungskraft, deren Bedeutung man zu Ludwigs Lebzeiten verkannt hat. Er stieß bei vielen auf Unverständnis. Aber viele haben auch nicht verstanden, dass ich Rennen gefahren bin. Ich kann mich durchaus mit Ludwig identifizieren.

Seeleben: Das Leben direkt am See bedeutet für Sie auch, dass die Kapitäne auf vorbei fahrenden Damp- fern Passagieren den Wohnsitz des Prinzen zeigen. Kann man da noch entspannt im Garten sitzen?

Poldi von Bayern: Das gehört dazu. So nah am See wohnen zu dürfen ist ein Geschenk Gottes. Wenn also die Dampferpassagiere winken, winke ich zurück.

Seeleben: Wird Ihnen der See nie langweilig?

Poldi von Bayern: Absolut nicht. Manchmal werde ich gefragt, ob das im Winter oder bei Nebel nicht öde ist. Aber der See hat so viele verschiedene Stimmungen, dass er einen immer wieder überrascht. Mit seinem Licht, seinen Färbungen, mit den Tieren im Schilf. Für uns gibt’s kein schöneres Platzerl als hier.

Seeleben: Ihr Lieblings-Ort am See?

Poldi von Bayern: Da gibt’s für einen Naturmenschen wie mich viele. Der unangefochtene Spitzenplatz gehört aber unserem Steg. Dort abends mit meiner Frau bei einer Brotzeit zu sitzen – da bin ich am schönsten Platz der Welt.

Seeleben: Sie sind etwa 150 Tage im Jahr unterwegs – im Dienste familiärer Repräsentantenpflichten, als BMW-Markenbotschafter, für viele Ehrenämter, für die hauseigene Poldi-Kollektion – bleibt noch Raum für neue Pläne?

Poldi von Bayern: Viele stellen sich das Prinzenleben als ein Feriendasein vor. Das war es für mich und meine Familie nie und ich werde auch in Zukunft nicht träge. Neue Pläne? Ja. Die Poldi Kollektion entwickelt sich weiter, anlässlich des 10-jährigen Bestehens gibt es heuer eine Special Edition: traditionell bayerisch, zeitgemäß interpretiert. Dann engagiere ich mich weiter als Präsident des Fördervereins der Special Olympics. Eine sehr bewegende Aufgabe. Ich gehe zu allen Veranstaltungen, wenn es meine Zeit erlaubt, damit jeder Sportler weiß: ich stehe hinter ihm. Und weil die Bedeutung von Energie und Ressourcen immer wichtiger wird, beschäftige ich mich zunehmend mit technischen Innovationen.

Seeleben: Also ein Prinz im Unruhestand?

Poldi von Bayern, lacht: Eher in Bewegung. Mit einer Frau wie meiner habe ich meine innere Ruhe längst gefunden.